Das Meer
Winter 2003, St. Petersburg, das Ufer des Finnischen Meerbusens.
St. Petersburg und Skandinavien trafen die Entscheidung, einen neuen Hafen zu bauen und den Meerbusen auf der Seite von St. Petersburg 10 Kilometer ins Meer hinein trocken zu legen. Das Projekt wurde gegen den Willen der Bevölkerung durchgeführt und hat Milliarden von Rubel gekostet. Tag und Nacht haben riesige Bagger Meersandmassen bewegt und Sandvertiefungen gefüllt.
Das Meer war nicht ganz zugefroren, das Wasser stand teilweise zwischen den großen Eisschollen so, dass man den Meerboden sehen konnte. Es war trüb und still.
Am Abend wurde das Wetter immer unruhiger, in der Nacht fegte ein Sturm durch St. Petersburg. Am Morgen, wie nach einem Bühnenbildwechel: Der Wind hatte riesige Eisschollen an die Ufer geworfen, eine kilometerlange Wand war entstanden und Temperaturen um -30°C hatten die Wand befestigt. Die strahlende Sonne hatte den Eisschollen Glanz und Farbe gegeben. Es sah unwahrscheinlich mächtig aus. Für mich war es wie ein Aufstand der Natur gegen die menschliche Gewalt, die für die Durchführung des Projektes angewendet wurde.
Mit meiner Kamera habe ich an diesem Tag ca. 100 Fotos gemacht. Dabei hatte ich immer Angst, dass das Bild sich plötzlich verändern könnte. So entstand die Idee, in meinen Arbeiten das Foto und die Zeichnung zu verbinden: aus den momentanen Aufzeichnungen zeichne ich mit Kohle nach außen, verlängere das Gesehene mit meiner eigenen Fantasie und gebe dem Bild eine persönliche Stimmung und neuen Sinn.