Vinz Schwarzbauer, Selbstportrait, 2017
Vinz Schwarzbauer, Selbstportrait, 2017

Der Illustrator Vinz Schwarzbauer

Vinz Schwarzbauers Arbeiten sind in Magazinen, Programmheften, Zeitungen, Büchern, Museumsgestaltung, auf Verpackungen und Websites zu sehen. Zu seinen Kunden zählen 11 Freunde — Alles Wird Gut Architekten — Burgtheater Wien — das Biber — der Standard — der Wiener — Falter — Jacobin — Landjäger Magazin — Mömax — NZZ — Red Bulletin — Residenztheater München — Salzwelten Salzburg — Sonnentor — Sk Sturm Graz — Ströck — Vorarlberg Tourismus. Vinz spielt Tischtennis beim Kollektiv Herta und Hüne und hat ein Faible für japanische Geistergeschichten. Zu seinem Beruf als Illustrator haben wir ihm ruckzuck ein paar Fragen gestellt.

Wie wurdest du Illustrator, Vinz?

Ich habe immer schon gern und viel gezeichnet. Während meinem Studium an der Bildenden in der Druckgrafik Klasse hab ich mit Freund:innen regelmässig ein Comic-Zine herausgegeben und so langsam eine Bühne für meine Zeichnungen bekommen. Dann hat mich mal das Landjäger Magazin wegen einer Illustration angefragt. Und dadurch ist eine Agentur auf mich aufmerksam geworden und so ging es dann immer weiter.

Was kennzeichnet deine Arbeit?

Ich denke, ich habe einen sehr wiedererkennbaren Strich entwickelt über die Jahre. Ich zeichne mit Tusche, Pinsel und japanischen G-pen Federn. Ausserdem habe ich immer Empathie mit meinen Figuren und versuche ihre Emotionen gut rüber zu bringen. Sonst fällt mir eine Beschreibung schwer, da fehlt mir der nötige Abstand zu meiner Arbeit.

Was inspiriert dich, woher kommen deine Ideen?

Als Illustrator kommen meine Ideen von den Inhalten der Auftraggeber:innen. Meine eigenen Arbeiten sind meistens Comics, in denen ich recht persönliche Geschichten verarbeite, z.B. zu meiner Familiengeschichte, Tier-Mensch-Beziehungen interessieren mich, Reportagen über interessante Menschen, Alltagssituationen mit surrealen Momenten oder eine Comicserie über die Wiener Tischtennisszene. Japanische Folklore und Geister, sogenannte Yokai inspirieren mich auch oft zu Zeichnungen.

Eine surreale Alltagssituation?

Ich bin einmal am Attersee an einer leerstehenden Bäckerei vorbei gegangen. An der Fassade war eine Bäckerfigur aus Porzellan in Kindergrösse angebracht. Für mich hat die sehr unheimlich gewirkt, als wäre sie dort eingemauert, die Augen waren leer und dunkel. Ich hab mir dann vorgestellt wie sie nachts zum Leben erwacht und einen kurzen Comic darüber gemacht.

Japanische Folklore und Geistergeschichten, ein ganz anderer Kulturkreis. Woher kommt dieses Interesse?

Meine Begeisterung für japanische Kultur im Allgemeinen wurde in meiner Jugend geweckt weil ich viele Manga gelesen habe. Später habe ich mich auch für die Grafiken aus der Ukyio-e Periode begeistert. Die sind sehr skurril und lustig, voll mit phantastischen Wesen und Yokai. Ich bin auch in einem Anime Filmklub (Salon Animation), mit dem wir ein Zine namens Anytime publizieren. In diesem Rahmen suche ich in den von uns besprochenen Animes nach Yokai, zu denen ich dann recherchiere und Illustrationen mache.

Hast du einen Buchtipp zu japanischen Geistern?

Der Mangaka Shigeru Mizuki galt als großer Yokai Experte. Besonders zu empfehlen sind seine Manga-Serie Kitaro und der Manga Tante Nonnoba, auf deutsch bei Reprodukt erschienen.

Berufliches Zeichnen vs. Zeichnen zum Vergnügen?

Für mich ist meine eigene Arbeit an den Comics gleich viel, wenn nicht sogar mehr wert als die an den Auftragsillustrationen, obwohl ich mit letzterem hauptsächlich mein Geld verdiene. Was ist jetzt Beruf und was Vergnügen? Das lässt sich als Künstler schwer beantworten.

Woran arbeitest du da gerade?

Gerade arbeite ich an einer Graphic Novel über einen Seitenzweig meiner Familie. Thematisch geht es dabei über drei Generationen um den ungarischen Volksaufstand von 1956, Flucht, Migranten in Kanada und die Geschichte der indigenen First Nations. Sie wird voraussichtlich im Frühling bei einem Comic-Verlag erscheinen, den ich noch nicht verrate.

Dein Lieblingssomic?

Zu meinen Lieblingscomics gehören "Ping Pong" von Taiyo Matsumoto und "Arsene Schrauwen" von Olivier Schrauwen.

Du hast an der Akademie der Bildenden Künste studiert. Wie viel Kunst steckt in deiner Arbeit als Illustrator?

Auftragsillustrationen sehe ich als Dienstleistung / Kunsthandwerk. Meine eigenen Arbeiten / Comic sind Kunst.

Was macht für dich eine gelungene Illustration aus?

Wenn die Zeichnung dem Text oder dem Inhalt etwas Neues hinzufügt und man das Gefühl hat, das Ganze funktioniert plötzlich nicht mehr ohne die Zeichnung.

Muss man als Illustrator:in gut zeichnen können?

Ja.

Wo entstehen deine Illustrationen?

Auf einem grossen Schreibtisch, an einem schrägen Zeichenboard, dem Nacken zuliebe. Und dann am Computer zur Nachbearbeitung.

Wie lange hat es gedauert, bis deine Tätigkeit zu deiner Haupteinnahmequelle wurde und wie sorgst du für konstant neue Aufträge?

Das hat sich fliessend schon während meinem Studium entwickelt. Leider ist das sehr schwer zu steuern. Ich bin deshalb bei einer Agentur aber trotzdem ist es oft so, dass entweder sehr viel auf einmal reinkommt oder länger gar nichts. Das ist aber eine gute Zeit um an eigenen Projekten zu arbeiten.

Dein Rat an junge Illustrator:innen (und solche, die es werden wollen)?

Versucht euren eigenen Stil zu entwickeln und bleibt ihm treu. Ein wiedererkennbarer Stil ist viel wert. Was nicht heißt, dass er sich nicht weiter entwickeln soll. Orientiert euch nur nicht zu stark an anderen oder an Trends.

Cover Illustration für das Burgtheater Magazin
Cover Illustration für das Burgtheater Magazin, Art Direction: Studio VIE / Christian Schlager, 2019
Editorial Illustration für den Falter Bücherherbst
Editorial Illustration für den Falter Bücherherbst, Art Direction: Dirk Merbach, 2019
Gin Etikett, Bio-Landwirtschaft Vetterhof
Gin Etikett, Bio-Landwirtschaft Vetterhof, 2018

https://www.vinzschwarzbauer.com/
https://www.instagram.com/vinz_schwarzbauer/