Close up! Was denkt Pawel Mendrek?

Er gebraucht die Technik der Collage, die ihm erlaubt, ein Gleichgewicht zwischen Zeichnung, Grafik und Malerei zu finden. Der Ausgangspunkt ist immer das Konzept. Die Idee und Inspiration, die uns ergreift, wenn wir die Welt, unsere Umgebung wahrnehmen.

Pawel Mendrek kommt aus der postkonzeptuellen Kunst, in der die Grenzen zwischen Kunst, Kultur und Wissenschaft verwischen. Durch das Einbeziehen aller verfügbaren Medien, um in den Tiefen des Selbst einen Punkt zu erreichen, der es ermöglicht, den bestmöglichen Ausdruck zu finden. Pawel wird auf unterschiedliche Weise inspiriert. Nicht nur im Dialog, sondern auf Reisen und in verschiedenen Settings erfährt er den Augenblick des dekonstruktiven Denkens. Der Transport von Ideen durch die Kombination von Wort, Bild und Sound schafft ein neues Bewusstsein für die Notwendigkeit von sozialen, ökologischen und kulturellen Veränderungen und gleichzeitig eine Unmittelbarkeit zum Alltag.

Hintergründe und Beschaffenheit

Pawel Mendrek wurde 1975 in Polen geboren. Pawel sieht sich mittlerweile weder als polnisch, noch englisch, oder österreichisch. Diese Offenheit gewann er durch das Konzept seines Schaffens und den Einfluss seiner damaligen Professoren an der MFA Akademie der bildenden Künste in Krakau, welche ihn gelehrt hatten, zuerst auf die Kreativität zu schauen: den Ursprung aller Ideen. Nachdem er in San Francisco und an der Universität für Angewandte Kunst in Wien studiert hat, folgte sein PhD an der Akademie für bildende Kunst in Katowice.

Durchwegs widmet er sich der Zeichnung. Nicht auf konventioneller Ebene, sondern als Ausdruck erfahrbarer Momente. In seinem Versuch, eine personalisierte Welt mit einer formalen Sprache zusammenzubringen, verwendet er konsequent grafische Texturen, Formen und glatte Hintergründe. Durch die kaum vorhandene illusionistische, räumliche Tiefe liegt ihr Fokus auf den Beziehungen zwischen den Figuren und Objekten. Wegen der Einfachheit seiner Technik scheinen diese Arbeiten auf den ersten Blick sehr "häuslich" zu sein. Sie verleihen dem, was wir normalerweise für unwichtig halten würden, zusätzliche Form und Bedeutung. In diesem Sinn sind Mendreks Werke eine poetische Interpretation unserer alltäglichen Umgebung und Beziehungen und die Art und Weise, wie das Leben den Inhalt füllt.

SKATING IN DISASTER ZONE

»Zeichnen ist eine Form des Nachdenkens auf dem Papier.« — Saul Steinberg

Collage_Zeichnung_PawelMendrek

Vom Konzept der Zeichnung - ein Prozess

»I always work with my experience.« — Pawel Mendrek

Seit den ersten Strichen der Idee, wo die Zeichnung nicht nur interagiert mit dem Denken, sondern mit der Translation von visuellen Erfahrungen, war Pawel Mendrek bereits früh mit der Zeichnung beschäftigt. Erst später kam die Malerei. Mittlerweile arbeitet er mit unterschiedlichen Medien, die sich alle gegenseitig beeinflussen. Der Einfluss vom Rhythmus im Film, oder Kompositionen im Close-Up. Dennoch bleibt etwas: Die Zeichnung ist die Basis seiner Arbeit und diese behandelt er elastisch in verschiedenen Bereichen. Immer schon diente die Zeichnung anderen Medien als Fundament: die Skizze zum Gemälde, das Storyboard zum Film, der Entwurf zum Design, etc. Die Zeichnung kann man nicht trennen. Die Zeichnung ist die einfachste Übersetzung der Gedanken.

Die neue Vermittlung von Erlebnissen

Pawel lehrt das selbstständige Denken im Dialog. Derzeit unterrichtet er an der Akademie für bildende Kunst in Katowice StudentInnen, die alle unterschiedliche Medien nutzen. Intermediär. Daraus ergeben sich neue Prozesse in der Verknüpfung des erweiterten Denkens, denn jedes Medium beeinflusst und wird beeinflusst, ist Signifikat und Signifikant, und bringt damit neue Ebenen der Verschmelzung und Inspiration. Aber auch die Mischung aus Erfahrung und Wahrnehmung wirkt auf die Arbeit und erzeugt am Ende idealerweise ein gutes Kunstwerk.

In Pawels Konzept für den Kurs an der Zeichenfabrik erweitert er das Zeichnen und möchte die TeilnehmerInnen in die Tiefe führen: eine Tiefe auf dem Bild und eine Tiefe in sich selbst.

»Bilder müssen den Vergleich mit der Natur oder der Wirklichkeit nicht bestehen.« — Georg Baselitz

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Die Chance zu Reisen im Setting

Pawel Mendrek führt nicht nur in die Installation und Konzeptarbeit ein, sondern bereitet mit euch ein Setting mit Projektion und live Figuren vor. In seiner Vermittlungsarbeit zum Verständnis vom Konzept, wird die Basis der Kreativität bereits am Anfang etabliert. In den aufgebauten Settings werden Skizzen und Studien angefertigt, die die eigene Zeichnung tiefer in das Innere der TeilnehmerInnen führt. Als BetrachterInnen dieser neuen Realität entstehen verschiedenen Perspektiven. Ob ein Detail oder das Ganze gezeichnet wird, ist je nach den individuellen Interessen unterschiedlich.

Diese Sandwich-Projektionen können mehr Tiefe erzeugen. Ein kompliziertes Setting liefert viel Inspiration auf verschiedenen Niveaus. Die einzelnen Objekte werden dem/der ZeichnerIn zum Interpretieren offensichtlich und die Überraschung über die eigene Zeichnung ist das Resultat. Ein Ergebnis, das unerwartet ist. Der Moment also, wo das Abenteuer in uns beginnt.

Dabei spielt nicht nur die Imagination eine bedeutende Rolle, sondern die Idee von der Erweiterung der Kreativität, die durch diese fiktiven Reisen möglich wird. Durch den Aufbau und das Setting wird die Erinnerung und die Vorstellung hervorgebracht. Die eigene Erfahrung wahrzunehmen und zum Ausdruck zu bringen, sind zwei wesentliche Aspekte einer Erweiterung des zeichnerischen Ausdrucks.

»Imagine seaside - with sound, projection or live figures. Then traveling inside your imagination and finding yourself in this situation. It’s the inspiration in yourself - or your best seaside experience. What will you see?« — Pawel Mendrek

Tiefenwirkung

Neue Situationen bringen neue Resultate. Sich außerhalb der Komfortzone zu bewegen, zu sehen, wahrzunehmen und zu reflektieren ist eine Möglichkeit, neue Ergebnisse zu erzielen, die unerwartet unsere Ausdrucksmittel beeinflussen. Es geht um die Tiefe in der eigenen persönlichen Entwicklung mit dem Blick auf die zeichnerische Technik. In der Konzeption liegt das Öffnen der Gedanken, der Ansicht und der Erfahrung. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Fortschritt wird im Dialog außerhalb der Form gesucht. Ob der Dialog untereinander stattfindet oder mit den Werken, wird individuell und sensibel besprochen. Je nach Inhalten und Offenlegung einzelner Erfahrungen geht Pawel Mendrek in 1:1 Konsultationen an den Kern. And then reflecting back.

»Different place, different constellation. Art has to reflect life.« — Pawel Mendrek

Level 1 - Impulse

Sinnliche Experimente, die Ideen entwickeln und Impulse liefern, um das, was uns als Eindruck berührt, so stark wie möglich zum Ausdruck zu bringen. Der visuelle Dialog mit der Zeichnung beginnt schon bei den ersten Impulsen. Genauer schauen und beobachten ist das A und O im Zeichnen, dennoch kommt man nicht darum herum, nach einer Studie eine Form der Langeweile zu verspüren. Und was dann?

Level 2 - Rewrite

Nach einem oder zwei Jahren intensiver Zeichenübungen stellt sich nicht mehr die Frage, wie ich die Form eines Objektes finde. Die technischen Skills der Wiedergabe sind so gut aufgebaut, dass es langweilig wird, dass man nach Inspiration sucht, nach der zündenden Idee. Diese Suche nun löst einen Prozess aus: Durch das sinnliche Experimentieren mit Settings öffnet Pawel Mendrek diesen Moment der Inspiration.

Es gibt unzählige Wege, die uns zu einem Kunstwerk bringen. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen. Der Ausdruck des eigenen Selbst bedeutet mutig zu sein und sich darauf einzulassen, alte Erinnerung zu überschreiben oder zu bezeichnen. Pawel geht von einer visuellen Bildung aus, die uns näher bringt zu unserer eigenen Arbeit, zu unserer eigenen Realität. Das, was uns am Ende erwartet, ist eine starke Verbundenheit und die Selbstsicherheit in dem, was wir machen.

»To reach the real part of you.« — Pawel Mendrek

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Level 3 - Interactive

Jeder von uns ist auf einer anderen Ebene des Kunstschaffens. Pawel Mendrek sieht sich selbst als interaktiven Dozenten, der nicht nur in der Entscheidungsfindung hilft, sondern den TeilnehmerInnen die persönliche Entwicklung aufzeigt. PROGRESS

Auch ist er im Dialog mit KuratorInnen, StudentInnen und anderen KünstlerInnen, die immer einen Einfluss haben. Im Netz der Kommunikation ist die Zeichnung dynamisch und wird dadurch interaktiv. Die spannende Reise ins Innere, um die eigene Zeichnung stärker zu machen, ist ein absolut neuer Gedanke in der Kunstvermittlung. Pawel Mendrek entscheidet sich bewusst aus der eigenen Komfortzone herauszutreten.

Ein stabiler Reisender

Wenn alles in Bewegung und dynamisch ist, gibt es immer einen Ort der Stabilität. Die Frage nach Alltäglichkeit und sich wiederholenden Handlungen hat Pawel Mendrek über einen Umweg beantwortet. Um in Sicherheit, das heißt sich sicher zu sein, dass wir hier sind, müssen wir Handlungen mit einer Regelmäßigkeit verfolgen: Wiederholung konstituiert Wirklichkeit. Ob es eine Straße, oder die eigene Jacke, oder ein Ritual ist: Wir fühlen uns dann real, wenn wir uns in eine Beziehung zu den uns umgebenden Objekten und Gegebenheiten setzen.

»When I move the atelier it depends on the city where I’m currently most often. I move all my things. They are myself, kind of, and that makes me stable. I’m not materialistic, it´s my process… white paper, white canvas.« — Pawel Mendrek

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Kreativität und Inspiration fördern

Wenn ein gewisses Level an Technik und Können erreicht wurde, ist es notwendig, in Konzeption, Idee und im Denken zu wachsen. Dadurch wird das selbständige Arbeiten angeregt: Kreativität und Inspiration herbeizuführen; Aus dem Alltag heraus zu schlüpfen; In ein Abenteuer einzutauchen und sich selbst zu überraschen! Und um im Ergebnis ein gesundes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu entwickeln und die eigenen Zeichnungen zu verstehen. Alles gesteuerte Ziele, die das Kunstwerk authentisch, stark und spannend machen.

»It’s your own decision.« — Pawel Mendrek

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