Zum Tee bei Miriam K. Trilety

Wir waren zu Gast bei Miriam K. Trilety in ihrem Studio, einer Mischung aus Galerie, Bücherei und Praxis. Beim Eingang erwarten uns grafische Arbeiten mit einem Hauch von Wohlempfinden. Die Wienerin mischt Kunstkataloge, psychologische und philosophische Bücher in einem feinem Arrangement. Ihr subtiler Ansatz der Erweiterung und Verknüpfung von assoziativen und analytischen Denkwegen spiegelt sich in ihrem Studio wider. Miriam begrüßt mich sehr herzlich und fragt gleich nach Tee oder Kaffee. Nach einem kurzen "Hallo" geht es auch gleich über in das Gespräch zur ihrer Arbeit als freie Künstlerin und Philosophin. Bei Tee und gemütlichem Sichten ihrer Arbeiten haben wir auch in ihren Kopf geschaut.

Der Blick in einen verschlungenen Hinterhof

In ihrem Studio arbeitet Miriam an neuen Wegen, Grafiken und Illustrationen, um Inhalte gekoppelt mit der Form auch auf eine metaphorisch-sprachliche Weise zu kreieren. So entstehen verschlungene und vernetzte Gedanken über die Kombination von freien assoziativen Bildern. Das Wort malt ein Bild. Daneben bietet Miriam auch Coaching und Supervision an und arbeitet als systemische Psychotherapeutin in Wien.

Illustration Miriam K. Trilety

Der Fluchtpunkt stellt in der Metapher über ihre Arbeit einen Fokus dar, auf den sie sich konzentriert. Daraus entstehen Fluchtlinien. Ihre Arbeitsweise ist frei und spontan, wie auch die Philosophie, zugleich aber analytisch und klar. Es sind diese beiden Anteile, die miteinander kommunizieren, durch die formale Trennung ihrer Aspekte aber dennoch auch im künstlerischen Ausdruck deutlich werden.

Als freie Dozentin neue pädagogische Wege gehen

Miriam ist eine unserer neuen Dozentinnen und bearbeitet in ihren Kursen in der Zeichenfabrik vor allem die Frage nach der Visualisierung von Alltagsphänomenen und deren narrativer Bildgestaltung.

Das spannende an den neuen Kursen im Unterschied zu den Basiskursen ist der individuelle Zugang, den Kurs als Projektansatz zu sehen. Der Luxus, alle Materialen aus verschiedenen Techniken auszuprobieren und sich konzentrieren zu können, in Ruhe und zu geregelten Zeiten arbeiten zu dürfen, dem Alltag aber dennoch nicht gänzlich entfliehen zu müssen, ihn eher achtsam beobachten und visualisieren zu dürfen. Miriams Kurs soll nicht nur in die formale Illustration einführen, sondern den Raum bieten, sich Zeit zu nehmen, um an einem eigenen, individuellen Projekt zu arbeiten und im Hinblick auf den Alltag narrativ umzusetzen. Als Ergebnis werden die Phänomene im Alltag besser illustriert. Man lernt, sich im eigenen Alltag zu beobachten und die Prozesse der täglichen Handlungen zu erkennen.

Miriams Kurs ist keine Vorlesung, sondern richtet sich in seinem Fokus vordergründig auf den gemeinsamen visuellen Output. Das freie Assoziieren in passendem Setting ist eine der Grundlagen ihrer Vermittlungsarbeit. Im Zentrum bleibt dabei der Raum als Studio, in welchem man sich der kreativen Entwicklung widmet und Alltagserfahrungen in das künstlerische Schaffen einfliessen lässt. Die Ideen, die daraus entstehen, sind genauso zentral wie die Gespräche der Teilnehmer/innen untereinander. Daraus entwickelt Miriam Aufgaben und Übungen, die das kreative Potential der Teilnehmer/innen anregen sollen. In dynamischen Gruppenarbeiten können sich diese näher kommen, wodurch Unsicherheiten oder Blockaden überwunden werden.

Das Narrative im Alltag ist in erster Linie auch Konzeptarbeit. Wie setze ich mich mit mir selbst auseinander? Wie ist mein Umgang, wie achtsam beobachte ich, was sich in meinem Alltag ereignet?

Genau das ist die Herausforderung der sich Miriam stellt, wenn es darum geht, Philosophie und künstlerisches, illustratorisches Gestalten zu koppeln. Ihr Geheimnis ist es, genau zu beobachten und zu differenzieren, welche konkreten Fragen gestellt werden müssen, um die Eigenmotivation einzelner Teilnehmer/innen heraus zu kitzeln und schließlich den formalen um den philosophischen Blick zu erweitern.

Das eigene narrative Bild

Miriam ist in unterschiedlichen virtuellen Orten zu Hause. Im Verein Akut bringt sie sich mit ihren grafischen Arbeiten ein, wobei ihr auch Logos, Corporate Design und Branding vertraut sind.

Sie beschreibt sich selbst als Konglomerat verschiedener Anteile oder Synenergien, die sich manchmal mischen, machmal konträr zueinander stehen. Dabei steht für Miriam das Assoziative im Vordergrund, die Verknüpfung verschiedener Phänomene ihrer Beobachtung, die gleichzeitig auch einer philosophischen Haltung entspringen.

Arbeitstisch

»Bestimmt kommen auch meine biografischen Einflüsse zum Vorschein, wenn ich gestalte. Biografie bedeutet etymologisch betrachtet ja nichts anderes als Lebensschrift oder gezeichnetes Leben, was viel Spekulation darüber zulässt, wie sich ein solches Leben abzeichnen oder auszeichnen wird. Dann gibt´s da noch diesen analytischen Teil in mir, der sehr ironisch und reflektiert ist und sich um eine Art philosophische Grundstimmung erweitert.
Was mir dabei hilft diese Stimmung zu orten und zu manifestieren, kommt aus der Beobachtung, zum Beispiel die abstrakte Beziehung. Ich bin so etwas wie eine verspielte Linie, etwas Bewegtes, aufgespannte Punkte quasi, die sich anfüllen und auffüllen, wie eine gespannte Wäscheleine auf der sich und durch die sich als reduzierter Strich Mögliches verdichtet, ansammelt, Raum gewährt und sichtbar macht. So kann aus meiner Sicht überhaupt erst so etwas wie die Logik einer Fläche entstehen, oder die Logik der Schmutzwäsche, oder der weißen Weste. Und der ästhetische Blick, wie der Blick auf den Raum ist eben ein Blick auf das Verhältnis der Dinge, das diesen Raum erst bedingt und so Inhalte erzeugt, die wir dann flächendeckend vertreten können, wie zum Beispiel die ganz alltägliche Frage, wer denn nun heute für das Abnehmen der Wäsche von der Wäscheleine zuständig sei. Solche Erzählungen lassen sich wunderbar als Bildgeschichten imaginieren, da sie einen ganz fundamentalen Ausdruck für unsere Beziehung zum Leben darstellen.« — Miriam K. Trilety

Illustrationskurs - Visuelle Narrative zum Thema Alltag

Buch, Bücher

Mehr Infos über Miriam?