Van Goghs Bilder werden lebendig - Loving Vincent
»Und in der Tat können wir nicht anders, als durch unsere Gemälde zu sprechen.« — Vincent van Gogh
Wir lieben Kino!
Als Filmfans und Kooperationspartner des Filmladens freuen wir uns sehr auf den Österreich-Start am 28.12. von LOVING VINCENT, dem ersten vollständig gemalten Spielfilm. Der Film erforscht das komplizierte Leben und den umstrittenen Tod Vincent van Goghs, einem der berühmtesten Künstler der Geschichte. Über sechs Jahre dauerte der Schaffensprozess von der Idee bis zur Realisierung. Um den Film zu animieren, malten 125 speziell ausgebildete Künstler insgesamt 65.000 Einzelbilder in Öl. Basierend auf akribischer Recherche und inspiriert von van Goghs Meisterwerken und 800 persönlichen Briefen lässt LOVING VINCENT den Zuschauer tief in die Welt van Goghs eintauchen.
War es am Ende gar kein Selbstmord?
Ein Jahr nach dem Tod Vincent van Goghs taucht plötzlich ein Brief des Künstlers an dessen Bruder Theo auf. Der junge Armand Roulin erhält den Auftrag, den Brief auszuhändigen. Zunächst widerwillig macht er sich auf den Weg, doch je mehr er über Vincent erfährt, desto faszinierender erscheint ihm der Maler, der zeit seines Lebens auf Unverständnis und Ablehnung stieß. War es am Ende gar kein Selbstmord? Entschlossen gebiet sich Armand auf die Suche nach der Wahrheit.
Die Animationstechnik
Obwohl es sich um einen Animationsfilm handelt, wurden alle Figuren in LOVING VINCENT von Schauspielern dargestellt. Diese agierten entweder in Sets, die speziell nach den Gemälden van Goghs nachgebaut wurden, oder vor einem Green Screen, so dass die Van-Gogh-Gemälde zusammen mit den computergenerierten Animationen im Anschluss eingefügt werden konnten. Die Dreharbeiten fanden in den 3 Mills Studios in London und im CETA Studio in Breslau statt. Zur Filmcrew gehörten die Kameramänner Łukasz Żal (Oscar ® -nominiert für IDA) sowie Tristan Oliver (DER FANTASTISCHE MR. FOX, CHICKEN RUN – HENNEN RENNEN ). Die Aufnahmen der Dreharbeiten fungierten als Grundlage für die Künstler, die die Einzelbilder erstellten.
Die Kunstform des Films unterscheidet sich sehr von der Malerei. Ein Gemälde ist ein bestimmter Moment in der Zeit, eingefroren. Film hingegen ist fließend, er scheint sich durch Raum und Zeit zu bewegen. Das Team für das Gemälde-Design verbrachte vor und während der Dreharbeiten ein Jahr damit, Vincent van Goghs Gemälde für das Medium Film neu zu kreieren. Es gibt 94 Gemälde im Film, die in ihrer Form sehr nah am Original sind, und 31 weitere, die im Wesentlichen oder in Teilen mit den Originalen übereinstimmen.
Da van Goghs Gemälde unterschiedliche Größen und Formen haben, mussten die Gemälde-Designer einen Weg finden, diese Bilder im vorgegebenen Rahmen der Kinoleinwand darzustellen. Dafür war es erforderlich, über die Rahmen von van Goghs Gemälden hinauszugehen, aber das Gefühl und die Inspiration der Originale beizubehalten. Ein weiteres Problem waren so genannte „Invasionen“, wenn eine Figur, die in einem bestimmten Stil gemalt wurde, ein Gemälde mit einem anderen Malstil betrat. Manchmal war es auch nötig, um dem Drehbuch gerecht zu werden, die Tageszeit der Gemälde von Tag auf Nacht zu ändern oder Gemälde, die im Herbst oder Winter entstanden waren, als Sommerbild zu kreieren, da die Geschichte im Film zu dieser Zeit stattfindet.
Die für das Figuren-Design verantwortlichen Maler spezialisierten sich darauf, sowohl die Darsteller als auch ihre berühmten Portraits in einer Weise neu zu erschaffen, in der sie die Gesichtszüge der Darsteller erhielten und gleichzeitig das unverkennbare Aussehen und das Gefühl ihrer Charaktere von van Goghs Gemälden annahmen. Während dieses Gemälde-Design-Prozesses entstanden 377 Gemälde. Im Anschluss nutzen die Gemälde-Animatoren das Referenzfilmmaterial, um den jeweils ersten Frame der Einstellung in dem vom Gemälde-Design vorgegebenen Stil (Pinselstrich, Farbe, Farbauftrag) auf einer 67x49 cm großen Leinwand zu übermalen. Dann animierten sie das Bild, indem sie Frame für Frame alle beweglichen Teile des Bildes im Stil des vorherigen Bildes übermalten. Am Ende blieb das Gemälde mit dem Bild des letzten Frames der Einstellung. Jeder einzelne Frame wurde mit einer Canon 6D Digitalkamera mit einer Auflösung von 6K aufgenommen.
Über zwei Jahre arbeiteten die Gemälde-Animatoren in den von BreakThru Films entworfenen Painting Animation Work Stations (PAWS). Diese Arbeitsstationen erlaubten es den Malern, ihre ganze Aufmerksamkeit den Gemälden und der Animation zu widmen, ohne sich über Lichtsetzung und Technologie Gedanken machen zu müssen. Zudem gewährleisteten sie die Einheitlichkeit der Aufnahmen, die in 97 PAWS in drei Studios in zwei Ländern gemacht wurden. Jeweils zwölf dieser hochauflösenden Fotografien ergeben eine Sekunde Film. Nachdem die einzelnen Frames fotografiert wurden, mussten lediglich einige Korrekturen vorgenommen werden, um das Flackern zu entfernen, das durch die Temperaturveränderungen der Glühlampen während der Animation entstanden war, sowie ein paar Farbanpassungen, um die einzelnen Aufnahmen auszubalancieren. Als Ergebnis sieht der Zuschauer 65.000 hochauflösende Fotografien von echten Ölgemälden.
LOVING VINCENT, Großbritannien/Polen 2017, Regie: Dorota Koiela, Hugh Welchman, Länge: 95 Minuten, FSK ab 6 Jahren, Kinostart: 28. Dezember
Links:
- Trailer: Youtube
- Loving Vincent Website
- Ab 5.12. verlosen wir 3x2 Freikarten für die Kino-Premiere! Die Verlosung erfolgt auf unserer Facebook-Seite